bin ein stringteilchen

DAYS HOURS, MINUTES, und  SECS
[[deadline:2024-05-31 24:00:00]]

Wettbewerb im Mai 2024

Dein magischer Feen-Name wäre Amitola, als Pizza wärst du mit Gummibärchen belegt und wenn du eine Limo wärst, dann auf jeden Fall Ingwer-Zitrone! Auch wenn die Ergebnisse dieser Persönlichkeitstests ziemlicher Quatsch sind – lustig sind sie auf jeden Fall. Bei der Frage, wer oder was man ist, können diese Tests natürlich nur bedingt helfen, aber sie zeigen uns zumindest, wie unterschiedlich menschliche Charaktere sein können, wie vielfältig und vielleicht auch in sich widersprüchlich.

Sich selbst richtig zu kennen, ist ein Prozess, der uns ein Leben lang begleitet. Persönlichkeitstests, wie die oben beschriebenen, können uns manchmal helfen, etwas an uns zu entdecken, was wir vorher noch nicht wussten, natürlich können sie uns aber keine umfassende Charakterisierung unserer Person geben. Schon im Kindergarten geht es los mit den Bitten zur Selbstbeschreibung. In Freund*innenbüchern wird gefragt: Was kannst du am besten? Was findest du doof? Was willst du mal werden, wenn du groß bist? Kleine Kinder antworten meist vollkommen unbefangen und spontan auf diese Fragen, aber wenn wir größer werden, können die Antworten auf diese Fragen uns großes Kopfzerbrechen bereiten.

Diesen Monat möchten wir uns genau damit beschäftigen: Was macht euch aus? Wie würdet ihr euch beschreiben? Was sind eure Eigenschaften, Vorlieben, Stärken, was vielleicht auch eure Schwächen oder Widersprüche? Schickt uns einen Steckbrief in Gedichtform! Und wenn ihr lustig starten wollt, klickt euch doch mal durch folgenden Test und findet heraus, welche Pizza ihr wärt: testedich.de/persoenlichkeitstests/lebensmittel/pizza/

Foto: istock/UnitoneVector

Als Beispiel, wie man sich selbst lyrisch portraitieren kann, möchten wir euch im Folgenden das Gedicht „Selbstbildnisse“ von Anna Hetzer vorstellen. In ihrem Text listet sie auf, welche unterschiedlichen Rollen ein Ich einnehmen kann, und zeigt, dass diese durchaus auch widersprüchlich sein können: „bin ein junge, die sich einen bart malt“, „bin ein stringteilchen“, „schneckenhalterin“, „manchmal eine nackte frau im spiegel“. Habt ihr Lust, es auch einmal zu probieren? Sammelt, wer ihr seid und welche, vielleicht auch nicht zusammenpassenden, Eigenschaften euch ausmachen.

Schickt uns im Mai euren Steckbrief in Gedichtform! Tragt alles zusammen, was euch zu euch selbst einfällt, und beschreibt euch so, wie es euch gefällt! Ihr könnt dabei natürlich selbst bestimmen, wie viel ihr von euch preisgeben mögt. Vielleicht möchtet ihr euch auch als jemand portraitieren, der*die ihr in Wirklichkeit gar nicht seid? Wir freuen uns auf eure Einsendungen zum Thema „bin ein stringteilchen“!

Selbstbildnisse

Anna Hetzer

eine karte aus sedimentschichten
schreibe und überschreibe den grabungsbefund
bin ein junge, die sich einen bart malt
atem am schnürchen
brustkorb und handy in dauerbetrieb
bin ein stringteilchen, kind vom synthiepop
rauche undsoweiter
unberechenbarer blutcode
bin kuss, bin kissen, kontakt in einer cloud
passantin auf dem radweg
mit mäanderndem verlauf
die meisten fragmente bleiben in der kiste
bin vom wecker aufgeschreckt
schneckenhalterin und patentunte
manchmal eine nackte frau im spiegel
die mich verwundert ansieht

aus: Anna Hetzer, Pandoras Playbox, Verlagshaus Berlin 2022

Weiterführende Informationen

Anna Hetzer, Foto: Dirk Skiba

Anna Hetzer lebt als freie Autor*in in Berlin. Sie beteiligt sich regelmäßig an künstlerischen Kooperationen und Performances, so in den Bereichen Musik, Bildende Kunst und Gebärdensprachpoesie. Zuletzt erschienen die Bände Pandoras Playbox (Verlagshaus Berlin 2022) und Schaum (Sukultur 2022). 2023 war sie Stipendiat*in der Villa Serpentara und erhielt den Basler Lyrikpreis.

Anna Hetzer, Foto: Dirk Skiba

Lesung und Schreibimpulse zum Monatsthema von und mit Anna Hetzer

Schreibe, um zu träumen.