ab wann die Stadt zu heißen beginnt

Die Jury hat entschieden!

Zu den Gewinner*innen

DAYS HOURS, MINUTES, und  SECS
[[deadline:2024-02-29 24:00:00]]

Wettbewerb im Februar 2024

Zwei Kinder mit großen Schulrucksäcken rennen zum Bus, hinter der Mauer rascheln ein paar Vögel im Busch, eine ältere Frau guckt aus dem Fenster, Autos rasen vorbei und spritzen Wasser aus Pfützen auf. Solche oder ähnliche Szenen begegnen uns tagtäglich, wenn wir aus der Haustür treten. Meistens nehmen wir sie aber eher nebenbei wahr, sind vielleicht gehetzt, in Gedanken woanders oder im Gespräch mit Freund*innen. Lasst uns diesen Monat einmal ganz genau hinschauen bei unseren Wegen durch die Orte, die wir vermeintlich gut kennen! Begebt euch auf einen poetischen Spaziergang und schreibt uns ein Gedicht über eure Umgebung! Welche Signale sendet sie aus?

Manchmal scheint uns das, was wir um uns herum sehen, auf den ersten Blick banal. Jeden Tag gehen wir dieselben Wege: zur Schule, zur Arbeit, zum Supermarkt. Wenn wir den vermeintlich normalen Alltagssituationen und -gegenständen in unserer Umgebung aber einmal unsere ganze Aufmerksamkeit schenken, bemerken wir vielleicht etwas, was uns vorher verborgen blieb. Habt ihr euch zum Beispiel schon einmal gefragt, was die ganzen Markierungen und Zeichen bedeuten, die ihr um euch herum findet? Da gibt es Leitsysteme für Blinde, Grenzmarkierungen oder Hydrantenschilder, die die nächste Wasserentnahmestelle kennzeichnen. Auch sie können uns alle etwas sagen.

Dreht diesen Monat eine Runde durch eure Stadt oder euer Dorf und nehmt ganz genau Notiz: Was seht ihr und wie lässt es sich beschreiben? Welche Menschen begegnen euch? Entdeckt ihr etwas, was euch zuvor noch nie aufgefallen ist? Welche Gefühle, Gedanken und Erinnerungen kommen euch auf eurer Route in den Sinn? Wie fühlt es sich für euch an, genau in diesem Moment dieser Teil davon zu sein, der ihr seid? Wir freuen uns auf eure Spaziergänge in Gedichtform!

Wie ein poetischer Spaziergang durch die Stadt auch aussehen kann, zeigt euch diesen Monat der Lyriker Farhad Showghi. In seinem Gedicht „Ende des Stadtplans 9“ können wir jemanden bei einem Gang durch die Stadt begleiten. „Viele Häuser“ sind dort zu sehen, „Lichtflecken“ und „Parkplatzschotter“. Und wir bekommen auch einen Einblick, was das, was die Person sieht, in seinem*ihren Inneren auslöst, ein Gefühl von zu Hause: „und von weitem vielleicht kommt die Hand zum Winken, hat nördlich oder südlich etwas für uns gekocht.“

Noppenpflaster, Foto: Tilman Kluge, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
Noppenpflaster, Foto: Tilman Kluge, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
Hinweisschilder für Hydrant, Wasserschieber und Leitungsverlauf einer Erdgasleitung, Foto: Martin Hawlisch (LosHawlos), CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
Hinweisschilder für Hydrant, Wasserschieber und Leitungsverlauf einer Erdgasleitung, Foto: Martin Hawlisch (LosHawlos), CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
Messpunkt in Berlin, Foto: Denis Apel, CC BY-SA 2.0 DE, via Wikimedia Commons
Messpunkt in Berlin, Foto: Denis Apel, CC BY-SA 2.0 DE, via Wikimedia Commons

Ende des Stadtplans 9

Farhad Showghi

Schauen wir hinter vielen Häusern, ab wann die Stadt zu heißen beginnt. Woher wir wieder einige Straßen wissen, die wir hinauffahren können oder langsam herunter in kühler Luft, während schon manchmal eingebogen wird, Lichtflecken, Parkplatzschotter uns laufen lassen, dann wohnen wir auch gerne einmal herum, und von weitem vielleicht kommt die Hand zum Winken, hat nördlich oder südlich etwas für uns gekocht.

aus: Farhad Showghi: Ende des Stadtplans. Urs Engeler Editor 2003. © Farhad Showghi

Weiterführende Informationen

Farhad Showghi, Foto: G2 Baraniak
Farhad Showghi, Foto: G2 Baraniak

Farhad Showghi, geboren 1961 in Prag, verbrachte Kindheit und Jugend in der BRD und in Iran. Nach seinem Studium der Humanmedizin in Erlangen lebt und arbeitet er seit 1989 als Psychiater, Psychotherapeut, Autor und Übersetzer in Hamburg. Er veröffentlichte unter anderem die Einzelbände Die Sekunde ist eine bewohnbare Provinz, Kulturamt Erlangen 1988, Die Walnußmaske, durch die ich mich träumend aß, Rospo 1998, Ende des Stadtplans, Urs Engeler Editor 2003, Die große Entfernung, Urs Engeler Editor 2008, In verbrachter Zeit, kookbooks 2014, und Wolkenflug spielt Zerreißprobe, kookbooks 2017, sowie als Übersetzer Ahmad Shamlu: Blaues Lied. Ausgewählte Gedichte. Persisch und Deutsch, Urs Engeler Editor 2002. Farhad Showghi erhielt unter anderem Kulturförderpreise für Literatur der Städte Erlangen und Hamburg, den 3-sat-Preis beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb, den N. C. Kaser-Lyrikpreis und den Peter-Huchel-Preis.

Videos zum Monatsthema

Lesung Monatsgedicht und Schreibimpulse von und mit Farhad Showghi

Schreibe, um zu träumen.