Unsere Gewinner*innen im Februar 2022
Herzlichen Glückwunsch! Hier sind die Gewinner*innen im Alter von 10 bis 14 zum Monatsthema „als hättest du es dir eben ausgedacht“! Wir gratulieren Nora Antonic, Leana Beeg, Banu Beinhauer, Hanna Christel, Tonda Montasser und Amelia Schober!
„Zwei Augen, / die glauben, zu wissen / wer ich bin“ // „Heimatboden, Heimatglück, / Und ihr ruft, ich soll zurück.“ // „Wenn ich meine Haare zeige, / richten sie über mich.“ // „Stereotypen in den Straßen, im Leben, / wollen als Wahrheiten / sich in meinen Versen verstecken.“ // – Dies sind Auszüge aus den Texten der sechs ausgewählten Monatsgedichte, die wir euch im Folgenden präsentieren. Sie alle haben unser Thema „als hättest du es dir eben ausgedacht“ als Ausgangspunkt genommen, sich dem Thema Alltagsrassismus auf ganz unterschiedliche, vielfältige Weise zu widmen. Was genau ist Alltagsrassismus für euch? Wie können wir ihm begegnen? Was sind eure Erfahrungen, Wünsche, Gedanken zu diesem Thema? Das haben wir euch im Februar gefragt. Anregung für das eigene Schreiben gab es von dem Gedicht „im juni brennen die felder“ der Lyrikerin Ronya Othmann und dem Projekt #wasihrnichtseht von Dominik Lucha.
Richtende
Wenn ich meine Haare zeige,
richten sie über mich.
Wenn ich mein Lachen zeige,
richten sie über mich.
Wenn ich meine Sprache zeige,
richten sie über mich.
Wenn ich meine Haut zeige,
richten sie über mich.
Wenn ich meine Familie zeige,
richten sie über mich.
Wenn ich mein Zuhause zeige,
richten sie über mich.
Wenn ich mich zeige,
richten sie über mich.
Wenn ich über sie richte,
bin ich gefährlich.
kopfsache
alltagsrassismusalltagsrassismusalltagsrassismusalltagsrassismus
alltagsrassismusalltag wenn du an- ssismusalltagsrassismus
alltagsrassism gesprochen wirst, nur weil alltagsrassismus
alltagsrassis du anders aussiehst. wenn du lltagsrassismus
alltagsrass alles verloren hast und trotzdem tagsrassismus
alltagsrassis nicht verstanden wirst. wenn lltagsrassismus
alltagsras du beleidigt wirst, nur weil du lltagsrassismus
alltagsrassi anders bist. wenn du für et- alltagsrassismus
alltagsrassism was gelobt wirst, für et usalltagsrassismus
alltagsrassismusalltag was, obwohl es smusalltagsrassismus
alltagsrassismusallta selbstverständlich salltagsrassismus
alltagsrassismusalltags ist. Wenn du dich alltagsrassismus
alltagsrassismusalltag ausgeschlossen fühlst. gsrassismus
alltagsrassismusalltagsrassismusalltagsrassismusalltagsrassismus
Wenn ein Augenblick reicht
Zwei Augen,
die mich streifen
Mich für einen kurzen Moment wahrnehmen
und genauso schnell,
wieder vergessen möchten
Zwei Augen
auf der Suche nach Wundervollem
Für die ein Wimpernschlag reicht,
um zu wissen, dass sie bei mir
nichts finden werden
Dabei haben sie mich nicht einmal
richtig angeschaut
Zwei Augen
Nur für den Bruchteil einer Sekunde
Es reicht
Reicht, um zu sehen,
was sie mir sagen wollen:
Mitleid
Verachtung
Angst
Ich kenne diesen Blick
Kein bisschen anders
als all die anderen
Zwei Augen,
die glauben, zu wissen
wer ich bin
Heimatglück, und doch nicht
Heimatboden, Heimatglück,
Und ihr ruft, ich soll zurück.
Muttersprache, Heimatstadt,
Ihr sagt, ihr hättet Fremde satt.
Grundschulfoto, Abschlussfahrt,
Erinnerungen, aufbewahrt.
Normales Leben, durchschnittlich.
Und leider eben doch auch nich'.
Ich liebe meine Stadt,
Meine Leben, dieses Land.
Und werd' von euch als deutsch,
Doch nicht anerkannt.
Eine kleine Geschichte der Stereotypen
Stereotypen in den Straßen, im Leben,
wollen als Wahrheiten
sich in meinen Versen verstecken.
Ob man Rassismus bezeichnen kann
als Phobie, ist eine einfache, aber kritische Frage.
Kategorien und Beleidigungen kreieren
die eigentliche Zerstörung von uns selbst.
Feindlichkeit gegen andere scheint normal.
Lauert überall, auch bei denen, die sie selbst betrifft.
Massenhysterie folgt auf Homophobie,
hatespeech, der ganz normale Alltag:
Denn niemand anderes als wir
zerstört die Gesellschaft.
Die Terrassenmassakerkinder versuchen,
den Wortschatz zu hüten,
suchen den Hass, um ihn auszulöschen,
doch überall in den Straßen lauern wieder
Stereotypen.
Lasst meine Reime in Ruhe
Laut euch passe ich nicht in eure Reime.
Ich wäre ein einfacher Trochäus und ihr ein fünfhebiger Jambus.
Laut euch habe ich einen anderen Status.
Was ich davon halte, fragt ihr mich nicht.
Dabei bin ich ein genau so schönes Gedicht.
Wer von euch hat entschieden, dass ich anders bin?
Denn ich war es mit Sicherheit nicht.
Ich bin ein Meisterwerk so wie alle anderen Gedichte, Sonette oder Balladen.
Also warum sollten wir den anderen Opera schaden?
Jeder von uns ist zusammengesetzt aus einzigartigen Teilen.
Und wir alle haben unsere eigenen Zeilen.
Laut mir passt jeder in unsere Reime.